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ARTi.G. - Kunst im Gefängnis 2021

Hier finden Sie Informationen ab der 122. Ausstellung


124. Auststellung - "Bleibende Spuren - Bilder aus der JVA für Frauen Vechta“ von Peter Klaus Andreas Biermann
  Bildrechte: JVAfF
Peter Klaus Andreas Biermann

Am 08.07.21 konnte nach langer Pause in der Justizvollzugsanstalt für Frauen die 124. ARTi.G.-Ausstellung mit gleich drei Corona-gerechten Eröffnungen gestartet werden.

Gezeigt werden bis zum 30.09.2021 insgesamt 20 Arbeiten von Peter Klaus Andreas Biermann aus Oldenburg. Diese in mehrfacher Hinsicht besondere und außergewöhnliche Ausstellung mit dem Titel „Bleibende Spuren – Bilder aus der JVA für Frauen Vechta“ ist im Frühjahr in der Frauenanstalt unter großartiger Mitwirkung von inhaftierten Frauen und Bediensteten entstanden. Die von Biermann in spezieller Form bearbeiteten Fotografien ermöglichen dem Betrachter, der Betrachterin einen einmaligen Einblick in das System Gefängnis. Die Arbeiten geben eine Ahnung davon, welche Spuren Menschen, die im Gefängnis leben müssen bzw. die dort arbeiten, bleibend hinterlassen. In ihrer Einführung machte Dr. Barbara Kappenberg die Vielschichtigkeit der Bilder deutlich, in denen es viel zu entdecken gibt, die „Geschichten und Fantasien wachrufen. Fotos mit starker Symbol-, Ausdrucks- und Erzählkraft, durch deren Gestaltung der Perspektive wir oft gleichsam in die Bildsituation hineingezogen“ werden.

  Bildrechte: JVAfF/Biermann
"Bleibende Spuren - Bilder aus der JVA für Frauen Vechta"
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123. Ausstellung - "Magische Momente" von Ludger Bickschlag

  Bildrechte: Bickschlag
Ludger Bickschlag und Mahdi Jafarzadeh

Bickschlag schreibt zu seiner Ausstellung:


Magische Momente

Besuch der „grünen Stadt“ Shiraz

Es war der 4. Dezember 2017, zum ersten Mal treffe ich Mahdi. Er kommt aus Shiraz (Iran). Als Elektroingenieur hat er Anfang 2018 Arbeit für ein neues, noch fremdes Leben in Friesoythe, in Deutschland, gefunden. Friesoythe ist meine Heimatstadt und Mahdi konnte dank einer Vermittlung bei mir wohnen. Viele Monate haben wir beide den Alltag gelebt und den Haushalt geteilt. Sprache, Schrift, Kultur, Einkaufen, Bürokratie - vieles haben wir gemeinsam Tag für Tag erfahren und gelernt. Monate später kommen seine Frau mit Tochter zu ihm. Die Familie ist wieder zusammen, die Freude groß. Als 2019 die Familie in Shiraz besucht wird, lädt Mahdi mich ein, mitzukommen. Im Sommer dann die gemeinsame Reise in eine für mich noch unbekannte Welt, die unvergesslich und magisch für mich sein sollte.

Gastfreundschaft wird groß geschrieben in Shiraz. Ein leckerer Tee mit Gebäck oder Faloodeh, ein traditionelles persisches Dessert aus stärkehaltigen dünnen Nudeln und einem Sorbet-artigen Sirup - sehr lecker! Schon 400 Jahre v. Chr. gab es diese Köstlichkeit. Auf dem Teppichboden leckeres Essen genießen war das Eine - aus dem Schneidersitz wieder aufzustehen das Andere - es war anfangs schon schmerzvoll.

Die erste Reise führte uns nach Persepolis, die altpersische Residenzstadt. Sie gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe, hat eine Größe von etwa 130.000 Quadratmeter. Die „Stadt der Perser“ wurde 520 v. Chr. von Kyros II. dem Großen gegründet. Sie war zu ihrer Blütezeit das Glanzlicht der altpersischen Kultur und Politik. Zweihundert Jahre später wurde Persepolis von Alexander dem Großen in Brand gesteckt. Selbst das Angebot aller Schätze konnte Alexander den Großen nicht davon abhalten, diesen Ort allein aus Rache für die Zerstörung der athenischen Akropolis während der Perserkriege fast vollkommen zu zerstören.

Der letzte Schah des Irans, Mohammad Reza Pahllavi, ließ 1971 Teile von Persepolis zur 2500 Jahr-Feier der Iranischen Monarchie restaurieren, um den Tourismus zu fördern. Jahre später erlebte diese Kulturstädte durch die islamische Revolution eine Kehrtwende - nur noch wenige Touristen kamen.

Der Besuch einer Moschee war einer meiner Wünsche. Mit der Sonne direkt über uns gehen wir zur Vakil Moschee. Schon der Gang durch den großen Torbogen und der Innenhof waren imposant. Im Inneren der Moschee dann Stille - eine Lichtquelle - keine Symbole - Gebete zu Allah.

Die Menschen in dieser 4500 Jahre alten Stadt haben andere Sitten und Gebräuche. Mit kurzer Hose durfte ich nicht durch die Innenstadt spazieren, auf den Straßen in Bars oder Kneipen ein kühles Bier genießen ist undenkbar. Alkohol-Genuss in der Öffentlichkeit ist hier verboten. Eine Frau begrüßt den Mann mit der Hand, nicht umgekehrt - immer wieder sind die Unterschiede spürbar.

Als wir die Nasir al Mulk Moschee mit ihren bunten Fenstern besuchten war es spürbar - hier war er, der Magische Moment. Morgens steht die Sonne in einem besonderen Winkel, die so auf die bunten Scheiben strahlt und den Innenraum der Moschee zu einem unbeschreiblich schönen Lichtraum werden lässt. Ein beliebter Ort für Fotografen. Ich hatte das große Glück, ein Model fotografieren zu dürfen - nur mit Gesten verständigten wir uns.

Eine spannende Situation dann vor der Shah Cheragh Moschee. Als Christ aus Europa war der Zutritt für mich verboten. Dank eines sehr freundlichen Gästeführers und mehreren Gesprächen war es dann doch möglich, diese Moschee von innen zu erleben. Sprachlos ist man: alle Wände und Decken sind mit kleinen Spiegelmosaiken bestückt, dazu diese Stille. Das Stauen ist groß.

Die Innenstadt mit der Zitadelle von Karim Khan Zand, die mit Hand gemeißelten Säulen der Vakilmoschee, die Regenschirme in einer Einkaufsstraße - kein Tag dieser Reise war wie der andere und je länger ich mit Mahdi in Shiraz war, desto mehr spürte ich, wie schön Shiraz ist.

Auch das Shopping darf nicht fehlen. Wenn Schmuck in Shiraz gekauft wird, dann in der Lotf Ali Khan Zand Straße. Wie an einer Perlenkette gibt es hier unzählige Goldschmuckläden, unfassbar diese Vielfalt und Schönheit. Der Genuss von Faloodeh in der Stadt, frisches Obst und Gemüse einkaufen, den Alltag mit Mahdi, seiner Familie und Verwandten und eine Geburtstagsfeier erleben. Die Reise war für mich mehr, sehr viel mehr als ein Ausflug in eine unbekannte, kulturell und geschichtlich hochentwickelte Stadt. Diese Reise war ein Zeichen der Dankbarkeit und Freundschaft. Unvergesslich, unbeschreiblich - einfach magisch! Danke Mahdi!

  Bildrechte: Bickschlag
Schah Tscheragh Begräbnisstätte
  Bildrechte: Bickschlag
Nasir-al-Molk-Moschee

123. Ausstellung "Magische Momente" - Ludger Bickschlag

  Bildrechte: JVAfF
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122. Ausstellung - Zuversicht - oder das Pferd kann fliegen von Modesta Helmke
Bildrechte: JVAfF
Modesta Helmke
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Zuversicht – oder das Pferd kann fliegen

Seit dem 15.01.2021 hängt in der Justizvollzugsanstalt für Frauen eine neue ARTi.G.-Ausstellung. Die ARTi.G.-Verantwortlichen freuen sich, dass es gelungen ist, die Vechtaerin Modesta Helmke für diese 122. Ausstellung zu gewinnen.

Helmke ist seit geraumer Zeit über die VHS im Bildungsbereich in der Hauptanstalt tätig. Hier kümmert sie sich insbesondere um die Berufswegeplanung der inhaftierten Frauen.

Helmke zeigt unter dem Ausstellungstitel „Unsichtbares sichtbar gemalt“ insgesamt 24 Arbeiten.

Sie selbst schreibt zu ihren Bildern:

„Was begleitet uns im Leben?

Wer oder was hilft uns, tröstet uns, bewegt uns?

Welche vom Auge nicht wahrnehmbaren Gefühlsregungen geleiten uns durch diese Welt?

Die ausgestellte Malerei verzichtet auf opulente Oberflächenreize zugunsten eines schlichten Ausdrucks innerer Empfindungen. Dies gelingt sowohl mithilfe von einfachen Linien und verfremdeten Abwandlungen als auch karikaturesken Darstellungen im expressionistischen Stil. Dadurch unterstützt die gewählte Malweise die künstlerische Sichtbarmachung von positiv assoziierter Freude, Freiheit, Liebe, Wünschen, Gerechtigkeit und Zuversicht bis hin zu negativ konnotierten Sorgen, Scheitern, Schmerz, Trauer und Tod.

Die Idee zur künstlerischen Sichtbarmachung jener verschleierten Lebensbegleiter ergab sich aus der Erkenntnis, dass die Menschheit in auswegsamen Situationen den Glauben an einen beschützenden Gott immer mehr verliert. Daher soll die gezeigte Malerei jenes aufdecken, was Menschen zu begleiten scheint. Es bleibt den Betrachtenden die Freiheit zu entscheiden, welches Kunstwerk ihre inneren Regungen zu verkörpern oder zu lindern vermag, sei es die malerische Darstellung des tröstlichen Schutzengels, des verführerischen Todes oder des fliegenden Pferdes als Symbol der Zuversicht – folglich ein irdischer Ausdruck unsichtbarer Empfindungen.“

Aufgrund der Corona-Pandemie musste erneut auf eine Ausstellungseröffnung verzichtet werden. Auch ist ein Ausstellungsbesuch derzeit leider nicht möglich. Die Ausstellung hängt bis zum 25.03.2021. Alle Bilder können käuflich erworben werden, Preise auf Anfrage.



Ausstellung vom 15.01.2021 - 25.03.2021

  Bildrechte: JVAfF
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Einsamkeit
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Hoffen auf Neubeginn (dreiteilig)
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Liebe I - III
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Scheitern (zweiteilig)
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Verzweiflung
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Zufriedenheit
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Hoffnung
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Freude
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Abschied
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